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Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung

In der Wirtschaft geht es um den gesellschaftlichen Austausch von Waren und Dienstleistungen, der meist durch Geld geregelt ist. Dabei kommt der Preis durch Angebot und Nachfrage zustande. Handelnde sind einzelne Menschen, Unternehmen, Staaten oder supranationale Akteure wie die EU. Die Wirtschaft ist ein wichtiger Teil der Weltgesellschaft, weil sie darüber entscheidet, wie Güter, Wohlstand und Arbeit verteilt sind. Der gängigste Indikator, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu messen ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die in einem Jahr in einem Land hergestellt wurden.

Grenzen des Wachstums

1972 veröffentlichte der Club of Rome die wissenschaftliche Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Erstmals wurde aufgezeigt, dass ein „Weiter so“ mit einer stark wachsenden Weltbevölkerung, Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung zu massiven Krisen und bis 2100 zu einer Katastrophe für die Weltgemeinschaft führen würde. Viele Prognosen der Studie haben sich 50 Jahre später bestätigt. Dennoch ist die kapitalistische Wirtschaft weiterhin auf Wachstum ausgerichtet und angewiesen. Ein steigendes BIP von Ländern gilt als Indikator für Wohlstand. In der Tat hat der Kapitalismus weltweit zu einer höheren Lebenserwartung, besserer Bildung und mehr Wohlstand geführt. Allerdings sind die negativen Folgen wie Naturzerstörung, wachsende Ungleichheit und Klimakrise unübersehbar. Insofern ist die Schlussfolgerung des Club of Rome heute relevanter denn je: „Unbegrenztes Wachstum ist in einer endlichen Welt nicht möglich“.

Die Rolle von Unternehmen und Staat

Die Tatsache, dass Wachstum begrenzt ist, spiegelt sich auch im Hochzeitskuchen-Modell wider: Die Wirtschaft ist die oberste und kleinste Dimension, eingebettet in die Gesellschaft. Beide basieren auf den ökologischen Grundlagen.

Hochzeitskuchen-Modell des Stockholm Resilience Centre
Quelle: Stockholm Resilience Centre 2016

Wie kann nun Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen?

Das Modell verweist auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Developement Goals, SDGs) menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8), Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9), weniger Ungleichheit (SDG 10) sowie nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion (SDG 12). Dabei lassen sich verschiedene beteiligte Akteure identifizieren. Auf zwei zentrale gehen wir hier kurz ein:

  • Unternehmen: Sie können Innovationen vorantreiben, beispielsweise mit dem Ziel, CO2 aus der Luft zu filtern oder effizientere Windkraftanlagen zu entwickeln. Auch können sie durch faire Löhne und Arbeitsbedingungen zu einer menschenwürdigen Arbeit und weniger Ungleichheit beitragen oder durch verantwortliches unternehmerisches Handeln (Corporate Social Responsibilty) freiwillig weitergehende soziale Verantwortung übernehmen. Auch die Gemeinwohlökonomie bietet eine gute Alternative, indem sie das Wirtschaften nicht allein auf Profit, sondern auf das demokratisch definierte Gemeinwohl ausrichtet.
  • Staat: Die fehlenden Fortschritte in den letzten Jahrzehnten machen deutlich, dass Unternehmen allein keine nachhaltige Transformation auf den Weg bringen. Hier braucht es verbindliche staatliche und internationale Regelungen und Gesetze, beispielsweise zur CO2-Besteuerung, zu fairen Arbeitsbedingungen oder zur Minderung der Subventionen für Autos, Kohleförderung und mehr.

Nachhaltiges Wirtschaften messen

Mit Blick auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung stellt sich grundsätzlich die Frage, wie diese gemessen und dargestellt werden kann. Das BIP misst ausschließlich, wie viele Waren und Dienstleistungen eine Volkswirtschaft produziert. Dabei steigern auch negative Ereignisse wie Fluten und Autounfälle das BIP, weil Gebäude wiederaufgebaut und Autos neu gekauft werden. Zudem führt ein steigendes BIP vor allem in den westlichen Industrieländern schon lange nicht mehr zu mehr Lebenszufriedenheit. Alternative Wohlstandsindikatoren decken ein breiteres Spektrum ab und messen neben wirtschaftlicher Entwicklung auch andere Aspekte:

  • Der Human Development Index der Vereinten Nationen misst die Lebenserwartung, das Bildungsniveau und das Bruttonationaleinkommen pro Kopf von Ländern. Damit hat er eine breitere Basis als das BIP, aber ökologische Faktoren spielen auch hier keine Rolle.
  • Der Happy Planet Index (auf Englisch) misst die subjektive Lebenszufriedenheit, die Lebenserwartung und den ökologischen Fußabdruck. Wirtschaftliche Aspekte spielen hier nur indirekt eine Rolle. Der Happy Planet Index 2019 zeigt Costa Rica, Vanuatu und Kolumbien auf den ersten drei Plätzen, während das wirtschaftliche weit entwickelte Katar das Schlusslicht bildet. Deutschland nimmt Platz 29 und Polen Platz 74 von 152 Ländern ein – wobei der ökologische Fußabdruck beider Länder deutlich zu groß ist.

Ein gutes Leben für alle und BNE

Umstritten ist, inwieweit Wirtschaftswachstum ein anzustrebendes Ziel für eine nachhaltige Entwicklung ist. So trägt ein wachsendes BIP zwar zu mehr Wohlstand bei, die Entwicklung geht aber meist mit einem höheren Ressourcenverbrauch und steigenden Emissionen einher. Vor diesem Hintergrund setzen sich Vertreter/-innen der Postwachstumsökonomie dafür ein, dass das Ziel nicht mehr ein quantitatives, sondern ein qualitatives Wachstum sein müsse. Statt mehr Autos, Kleidungsstücke und Urlaubsreisen geht es um mehr Lebensqualität durch weniger Zeitdruck, Arbeitszeit und mehr Gemeinschaft und Solidarität. Genauer werden diese nachhaltigen Alternativen beispielsweise unter dem Begriff „

Wenn Sie sich bei Jugendbegegnungen mit nachhaltigem Wirtschaften beschäftigen wollen, bietet BNE viele Anknüpfungspunkte. Eine gute Zusammenstellung von Methoden und Materialien gibt es bei „Endlich Wachstum“. Weitere Methoden finden Sie im Ideenfundus des DPJW, z. B. ein Simulationsspiel zu nachhaltiger Waldwirtschaft.