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Was ist nachhaltige Entwicklung?

Earthrise (Erdaufgang) – das Foto des Astronauten William Anders von 1968 ist ein Symbol für die Schönheit der Erde.

Das Wissen und die Erfahrung, dass es klug ist, vorausschauend mit der Welt umzugehen, gibt es bereits seit mehreren hundert, wenn nicht tausend Jahren. Es spiegelt sich in Praktiken indigener Völker wider, die das Jagen begrenzen, wie auch in den Worten des Häuptlings Noah Seattle: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ In Sachsen sprach Carl von Carlowitz 1713 davon, dass nur so viele Bäume geschlagen werden sollen, wie auch wieder nachwachsen. Rund 260 Jahre später entwickelte eine wissenschaftliche Studie diesen Ansatz weiter: Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome zeigte 1972 erstmals die negativen Folgen eines ständigen Wachstums für Mensch und Natur.

Bedürfnisse der Gegenwart und künftiger Generationen

In seinem heutigen Verständnis geht der Begriff nachhaltige Entwicklung auf das Jahr 1987 zurück. Damals wurde der Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung veröffentlicht. Nach seiner Vorsitzenden, der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, heißt er auch Brundtland-Bericht. Der Kernsatz lautet: Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können“. Es geht also um Zukunftsfähigkeit. Sie soll gerecht für alle Menschen weltweit möglich sein.

Dimensionen und Ziele der Nachhaltigkeit

Auf den Brundtland-Bericht folgte 1992 die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung im brasilianischen Rio de Janeiro. Hier verpflichteten sich die Staaten, eine nachhaltige Entwicklung auf nationaler und globaler Ebene umzusetzen. Dabei gilt es, ökologische, soziale und wirtschaftliche Bedürfnisse miteinander zu vereinbaren – die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit. Diese sind in dem folgenden Modell veranschaulicht. Die ökologische Dimension bildet die Grundlage. Darin eingebettet sind die soziale und wirtschaftliche Dimension, während die Kultur zwischen den Dimensionen wirkt.

 

Schalenmodell zu nachhaltiger Entwicklung
Quelle: LAG Brandenburg 2017, S. 16 (Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – NoDerivatives 4.0 International (CC BY-ND 4.0))

Auf die Konferenz in Rio gehen viele nationale Nachhaltigkeitsstrategien und lokale Agenda-21-Initiativen zurück. Auch die BNE hat hier ihre Wurzeln: Dabei geht es um die Frage, welche Bildung und Kompetenzen Menschen brauchen, um ein gutes Leben für alle innerhalb der planetaren Grenzen zu gestalten.

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Ein weiterer wichtiger Schritt folgte im Jahr 2015, als Delegierte aus 193 Ländern – darunter auch Deutschland und Polen – die Agenda 2030 beschlossen. Sie enthält 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die global gelten und bis 2030 verwirklicht werden sollen. Und so sehen die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) aus:

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen
Quelle: Ziele für nachhaltige Entwicklung (Engagement Global gGmbH)

BNE soll mit einer Roadmap 2030 (#BNE2030) dazu beitragen, die 17 Ziele zu verwirklichen.

BNE in der Jugendarbeit

Die grundlegende Definition der Brundtland-Kommission gilt nach wie vor. Für die praktische Bildungs- und Begegnungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen schlagen wir folgende Frage vor: Inwieweit trägt meine Aktivität dazu bei, dass Menschen und andere Lebewesen hier, weltweit und künftig gut leben können – und das innerhalb der planetaren Grenzen?