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Gesellschaft

„Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.“ (Martin Luther King)

Ein gutes Leben für alle

Soziale und gesellschaftliche Aspekte sind eine der vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung. Wie in der Definition der Brundtland-Kommission beschrieben, geht es darum, soziale Ungerechtigkeit zu verringern. Alle Menschen auf der Erde sollen ein gutes Leben führen können, ohne dass sich zukünftige Generationen in ihren Bedürfnissen einschränken müssen – daher gilt es auch, die planetaren Grenzen zu beachten. Auch sollen alle Menschen den gleichen Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, Lebensmitteln, Wasser und nachhaltiger Energie erhalten sowie ihre Zukunft gestalten, Entscheidungen treffen und ein Leben in Sicherheit führen können.

Nachhaltige Entwicklung geht einher mit Generationenverantwortung und hat globale Bedeutung. Wir schauen nicht nur auf Fortschritt und Zugang zu Wohlstand „hier und jetzt“, sondern richten den Blick auf Menschen überall auf dem Planeten, insbesondere im Globalen Süden, sowie auf zukünftige Generationen. Soziale Gerechtigkeit für alle ist das Fundament, das Ziel und die Vorbedingung für nachhaltige Entwicklung.

Nachhaltige Entwicklung und soziale Ungleichheit

Soziale Ungleichheit ist ein wichtiges Thema der Agenda 2030. Sie behindert nachhaltige Entwicklung spürbar. Dabei kann es sich um wirtschaftliche Ungleichheit handeln, um Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit oder des Geschlechts, um ungleichen Zugang zu Bildung und Fortschritt oder auch die ungleiche Beteiligung an Entscheidungsprozessen. Weltweit werden vielen Menschen diese grundlegenden Güter und Rechte allein aus dem Grund vorenthalten, wer sie sind und woher sie kommen.

Um nachhaltige Entwicklung zu verwirklichen, ist es daher ein zentrales Prinzip, niemanden zurückzulassen („Leave no one behind“), also die Bedürfnisse eines jeden Menschen auf der Erde zu berücksichtigen (s. Erklärvideo auf Englisch).

Die Klimakrise verschärft die soziale Ungleichheit. Zwar sind die klimatischen Veränderungen weltweit zu spüren, besonders gravierend jedoch sind die Folgen in vielen Ländern des Globalen Südens. Auch wenn sie selbst verhältnismäßig wenig zur Klimakrise beitragen, sind die Auswirkungen wie Extremwetter, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit für sie enorm. Gleichzeitig müssen sie viele andere große Herausforderungen, wie Armut, politische Instabilität oder bewaffnete Konflikte, bewältigen (lesen Sie mehr auf Englisch).

Partizipation

Das Thema soziale Gerechtigkeit ist vor allem in pluralistischen Gesellschaften präsent, in denen Vielfalt ein hoher Wert beigemessen wird. Die Menschen hier sind sich bewusst, dass sie Einfluss darauf haben, was mit ihnen geschieht. Sie wissen, dass ihre Stimme bei Entscheidungen gehört werden muss und gleiches Recht für alle gilt. Zentral für nachhaltige Entwicklung ist daher, dass alle Menschen über die Dinge entscheiden können, die sie betreffen.

UN-Dokumente betonen oftmals die Bedeutung von Partizipation und lokalen Partnerschaften (z. B. zwischen Kommunalverwaltungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen vor Ort). Die beteiligten Personen treffen gemeinsam wichtige Entscheidungen für ihre Gesellschaft, verwalten den öffentlichen Raum, kümmern sich um die Umwelt und die natürlichen Ressourcen, planen Entwicklungen und initiieren Projekte. Solche Aktivitäten tragen zu einem größeren Bewusstsein bei, fördern proaktives Verhalten und bürgerschaftliches Engagement. Diese Kompetenzen sind wichtig, um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Daher ist Partizipation auch ein wichtiges Prinzip von BNE.

Gerechtigkeit, Globalisierung und Migration

BNE zielt darauf ab, wechselseitige Abhängigkeiten auf der Welt sowie das Wesen von sozialer Ungleichheit zu verstehen. Dabei ist es wichtig, den Ursachen und Folgen dieser Phänomene auf den Grund zu gehen. Manche der Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, wirken zunächst, als hätten sie nichts mit uns persönlich zu tun. Wir können uns unsere gegenseitigen Abhängigkeiten bewusstmachen, indem wir zum Beispiel verfolgen, welchen Weg Produkte zurücklegen, die wir täglich essen, benutzen oder tragen: Woher kommt mein Kaffee oder die Banane? Wer hat meine Jeans oder das Handy produziert? Unter welchen Bedingungen wurde etwas erzeugt? Indem wir uns dies vor Augen führen, können wir leichter verstehen, wie unsere tagtäglichen Entscheidungen das Leben von Menschen in weit entfernten Ländern der Welt beeinflussen. Das geht zum Beispiel mit der Methode „Kritischer Einkaufsbummel“.

Hochaktuell ist das Thema Migration (s. Erklärvideo). Bei Jugendbegegnungen können junge Menschen sich ihm nähern und erkennen, wie Migration, globale Herausforderungen und Klimakrise zusammenhängen. Genauso können sie sich mit stereotypen Ansichten über Menschen mit Migrationserfahrung auseinandersetzen.

Wenn Sie mit Jugendlichen gesellschaftliche Themen behandeln und über Menschen aus anderen Teilen der Welt sprechen, lassen Sie diese auch selbst zu Wort kommen. Es gibt viele gute Reportagen, Dokumentarfilme oder Interviews von Organisationen, die in dem jeweiligen Land arbeiten. Bei der Nutzung solcher Materialien, sollte überprüft werden, welche Sichtweise ihnen zugrunde liegt. (s. interkulturelle Sensibilität).

Vielleicht können Sie auch direkt mit jemandem sprechen: Laden Sie einen Menschen mit Fluchterfahrung zu Ihrer Begegnung ein. Oder arrangieren Sie eine Videoschalte mit Menschen aus einem Land, das für das Thema Ihrer Jugendbegegnung relevant ist. Persönliche Begegnungen und Gespräche schaffen Nähe und regen zum Nachdenken an. Sie können dazu beitragen, dass die Jugendlichen Stereotype hinterfragen und sich Problemen und Phänomenen an einem weit entfernten Ort nähern und sie verstehen.

 

Weiterführende Materialien zum Thema: