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Themen: Zutaten für gelingende BNE-Projekte

Wer einmal Wandern oder Bergsteigen war, weiß wie wichtig es ist, sich gut zu ernähren. Unser Sherpa hilft Ihnen, passende Zutaten zu finden, damit Ihr Projekt gelingt. Ausgehend von der Beschreibung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), erfahren Sie hier mehr über Kriterien für gute Projekte, die vier Dimensionen von nachhaltiger Entwicklung und mögliche Themen. Dabei fokussieren wir uns bewusst auf einige, aus unserer Sicht entscheidende Aspekte: Überschaubare Zutaten für ein gutes Gericht.

Vier Kriterien für gute BNE-Projekte

BNE ist mehr als Umweltschutz. Gleichzeitig können die zahlreichen Kriterien zu Beginn auch überfordern. Daher ist es hilfreich, wenn Sie sich das Ziel in Erinnerung rufen: BNE will Menschen dazu befähigen und ermutigen, zu einem Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen. Von diesem Ziel und der Erfahrung mit Jugendprojekten ausgehend hat Sherpa hier vier wesentliche Kriterien für gute BNE-Projekte identifiziert:

  1. BNE vermittelt Jugendlichen Gestaltungskompetenz. Das ist die Fähigkeit, ausgehend von Wissen über nachhaltige Entwicklung, Entscheidungen zu treffen und diese individuell, gemeinschaftlich oder politisch umzusetzen. Auf diese Weise können Jugendliche zu einem nachhaltigen Wandel beitragen. In Deutschland wird Gestaltungskompetenz häufig durch 12 Teilkompetenzen näher beschrieben. Da dies in Polen und anderen Ländern nicht der Fall ist, seien hier nur einige beispielhaft genannt.

Die Jugendlichen lernen:

  • weltoffen zu sein und neue Perspektiven einzunehmen,
  • Einfühlungsvermögen für sich und andere zu zeigen,
  • mit Unsicherheit und Widersprüchen umzugehen,
  • mit anderen zu entscheiden,
  • sich und andere zu motivieren, aktiv zu werden.

Eine ausführliche Beschreibung der 12 Teilkompetenzen finden Sie hier.

BNE trägt dazu bei, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu verwirklichen. Im Mittelpunkt der Ziele stehen Menschen (people), die Erde (planet), Wohlstand (prosperity), Frieden (peace) und Partnerschaften (partnership) – auf Englisch sind das die 5 Ps. Das Ziel vier bezieht sich direkt auf chancengerechte und hochwertige Bildung. Dabei verbindet BNE lokale Fragen und Herausforderungen mit globalen Entwicklungen.
Der Bezug auf diese 17 Ziele verdeutlicht auch, dass es bei BNE um mehr als Umweltschutz geht. Neben der grundlegenden ökologischen Dimension sind soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte von Belang.

  1. BNE bedeutet Lernen auf drei Ebenen: kognitiv, sozial-emotional und verhaltensbezogen. Oder einfach: Lernen mit Kopf, Herz und Hand.
    • Bei der kognitiven Dimension geht es darum, Herausforderungen von Nachhaltigkeit und ihre komplexen Verflechtungen zu verstehen und sich mit alternativen Lösungen auseinanderzusetzen. Das kann beispielsweise bedeuten, sich damit zu beschäftigen, dass Wirtschaftswachstum (meist) mehr Wohlstand schafft und gleichzeitig zu Naturzerstörung führt. Eine gute Zusammenstellung von Methoden hierzu gibt es bei „Endlich Wachstum“.
    • Sozial-emotional bedeutet, grundlegende Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit zu entwickeln, Mitgefühl für andere Menschen und den Planeten zu entfalten sowie die Motivation zu stärken, Wandel zu gestalten. Dies gelingt beispielsweise mit Planspielen wie „Globale Realität“.
    • Die verhaltensbezogene Dimension zielt darauf ab, praktische Maßnahmen für eine nachhaltige Transformation umzusetzen. Zum Beispiel durch den Kauf von weniger und fair gehandelten Produkten (persönlich), ein Projekt in der Schule (gesellschaftlich) oder die Teilnahme an Demonstrationen (politisch). Hierfür eignet sich zum Beispiel die Methode „Handabdruck“.

Um Lernen auf diesen drei Ebenen zu ermöglichen, bietet BNE eine Vielfalt an Methoden.

  1. BNE ist glaubwürdig, wenn die Jugendlichen das, was sie lernen auch leben können. Konkret bedeutet das, sich nicht nur inhaltlich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen, sondern auch die Lernumgebung nachhaltig zu gestalten. Bei einer Jugendbegegnung kann das die Anreise per Zug oder Bus (statt per Flugzeug) sein, eine (überwiegend) vegetarische Verpflegung oder eine solidarische Kostenverteilung, die allen eine Teilnahme ermöglicht. Im Zusammenhang mit BNE spricht man von einem Whole Institution Approach, also einem ganzheitlichen institutionellen Ansatz. Wie das funktioniert, erfahren Sie im Teil zur Nachhaltigkeit bei Jugendbegegnungen.

Weitergehende Informationen zu BNE und zur aktuellen Roadmap 2030 der UNESCO finden Sie hier (auf Englisch und Deutsch).

Vier Dimensionen von Nachhaltigkeit

Klassischerweise wird Nachhaltigkeit in drei Dimensionen unterteilt. Eine ökologische, eine soziale und eine wirtschaftliche. Es gibt verschiedene Modelle, die das veranschaulichen. In den 1990er Jahren überwog eine Darstellung, bei der die drei Säulen Ökologie, Wirtschaft und Soziales das gemeinsame Dach Nachhaltigkeit trugen. Sie gilt inzwischen als überholt, da sie vermittelt, dass die Säulen gleich wichtig sind. Eine zeitgemäße Darstellung bietet beispielsweise das Hochzeitskuchen-Modell (Wedding Cake).

Hochzeitskuchen-Modell des Stockholm Resilience Centre
Quelle: Stockholm Resilience Centre 2016

Das Modell verdeutlicht zum einen, dass die Biosphäre (ökologische Dimension) die Grundlage bildet, da ohne Wasser, Wälder, ein intaktes Klima usw. die anderen Dimensionen nicht existieren können. Das Wirtschaftssystem ist in die Gesellschaft eingebettet. Zudem stellt das Modell eine Verbindung zu den nachhaltigen Entwicklungszielen dar. Weitere Informationen dazu gibt es im Teil zu Wirtschaft und hier auf Englisch.

Wie im einleitenden Teil zu nachhaltiger Entwicklung beschrieben, kann zudem eine kulturelle Dimension ergänzt werden. Denn letztendlich geht es neben ökologischen Grundlagen, sozialem Miteinander und wirtschaftlichen Aspekten auch um eine (zu erlernende) Kultur von Nachhaltigkeit. Dazu gehört beispielsweise das Einfühlungsvermögen für andere Lebewesen oder eine Haltung des „Genug“ statt „Immer mehr“.