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Ökologie und nachhaltige Entwicklung

„There is no Planet B“ – „Wir haben nur diese eine Welt“ ist einer der bekanntesten Slogans der Fridays For Future-Bewegung. Er bringt auf den Punkt, dass wir dabei sind, unseren Planeten zu zerstören. Wissenschaftler/-innen sprechen davon, dass wir im Anthropozän leben, einem Zeitalter, in dem Menschen der entscheidende Einflussfaktor auf der Erde sind.

Wir leben über unsere Verhältnisse

Dass wir über unsere Verhältnisse leben, lässt sich gut an dem Modell der planetaren Grenzen nachvollziehen. Es zeigt die absoluten, nicht verhandelbaren ökologischen Grenzen der Erde und unseren Handlungsspielraum auf. Wenn wir diese Grenzen überschreiten, gefährden wir die Stabilität des Ökosystems und damit unsere Lebensgrundlage. Das Modell wurde 2009 von einer Gruppe internationaler Erdsystem- und Umweltwissenschaftler/-innen wie Johan Rockström (Stockholm Resilience Centre) und Joachim Schellnhuber (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) entwickelt. Es zeigt, dass wir beim Artensterben (u. a. durch Abholzung von Wäldern und Verschmutzung der Meere), beim Stickstoffkreislauf (u. a. durch Düngung in der Landwirtschaft und Abgase aus der Industrie) und bei der Klimakrise (u. a. durch Verkehr, Heizen, Bau und Waldbrände) Belastungsgrenzen bereits überschritten haben.

Modell der planetaren Grenzen nach Johan Rockström
Quelle: Wikipedia

Auf eine ähnliche Weise wie dieses Modell, zeigt der Weltüberlastungstag (Earth Overshoot Day), dass wir über unsere Verhältnisse leben. Im Jahr 2022 haben wir Menschen am 28. Juli alle Ressourcen verbraucht bzw. Schadstoffe ausgestoßen, die uns für ein Jahr nachhaltig zur Verfügung stehen würden: Wir verbrauchen mehr als eine Erde und leben so auf Kosten künftiger Generationen. Mehr dazu gibt es hier (auf Englisch).

Das klingt bedrückend? Ja, das ist es auch. BNE will diese unbequeme Botschaft vermitteln. Wenn wir die Augen davor verschließen, ändert sich nichts. Gleichzeitig ist diese Erkenntnis eine Grundlage, um sich zu engagieren. Wie BNE bei Jugendbegegnungen zum Handeln ermutigen kann, finden Sie weiter unten und bei den Projekten.

Krone der Schöpfung oder Teil der Natur?

Für das Leben über unsere Verhältnisse gibt es zahlreiche Ursachen. Drei Beispiele:

  • Das andauernde Wirtschaftswachstum mit steigendem Ressourcenverbrauch in einer begrenzten Welt.
  • Das verlockende (und teilweise zutreffende) Versprechen, dass Konsum glücklich macht.
  • Eine zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur.

Auf das Verhältnis der Menschen zur Natur wollen wir hier kurz eingehen: Verstehen wir Menschen uns als Krone der Schöpfung oder als Teil der Natur? Die in vielen Kulturen verankerte erste Sichtweise ist ein Grund dafür, dass wir Natur zerstören und nicht-nachhaltig handeln. Wir betrachten die Natur vor allem als Ressource, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei kann es um Platz für Nahrungsmittelanbau, um den Abbau seltener Erden für Handys, um die Entsorgung von Müll oder um den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre gehen. Der Einfluss der industrialisierten Länder des globalen Nordens ist dabei deutlich höher als der des globalen Südens.

Das Verhältnis von Mensch und Natur
Quelle: Hirschhausen, E: Mensch Erde

BNE: Handeln für einen gesunden Planeten

BNE hilft, die skizzierten Probleme rund um die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit und die planetaren Grenzen zu verstehen, Lösungen zu finden und aktiv zu werden. Dabei gibt es zahlreiche thematische Anknüpfungspunkte für Ihre Jugendbegegnung. Am stärksten wahrgenommen wird diese Dimension häufig als Natur- oder Umweltschutz. Besonders bieten sich Themen an, die unmittelbar mit der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen verbunden sind. Von den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen sind dies: Die eigene Ernährung und ihr Einfluss auf den Planeten (SDG 2), der Wald und sein Bezug zur Klimakrise (SDG 13), die Auswirkungen von Konsum auf Artenvielfalt und -sterben (SDG 11, 12, 14, 15) usw.

Bei der BNE geht es darum, die eigene Verantwortung (z. B. persönlicher Ressourcenverbrauch), vor allem aber strukturelle Zusammenhänge (z. B. Wirtschaftswachstum) aufzuzeigen. BNE will andere Sichtweisen ermöglichen, etwa durch Förderung der Empathie für Menschen im Globalen Süden oder Stärkung des Verbundenheitsgefühls mit der Natur. Darauf aufbauend ermutigt BNE zu gemeinschaftlichem Handeln und zeigt praktische Spielräume auf, um beispielsweise mehr mit als von der Natur zu leben. Einige Beispiele erfolgreich durchgeführter BNE-Projekte finden Sie hier.