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Partizipation

Für gelingende BNE ist Partizipation ein wichtiges Prinzip (mehr dazu hier). Es geht dabei nicht nur um Teilnahme, sondern um gemeinsames Erarbeiten, um Partnerschaft und Mitverantwortung. Wenn Sie die Verantwortung für ein Projekt mit Jugendlichen teilen und  Entscheidungen gemeinsam treffen, so fördert dies bei ihnen eine proaktive Haltung, Wirksamkeitserfahrungen sowie ihr Verantwortungs- und Selbstwertgefühl. Grundlegend für Partizipation sind ein Dialog zwischen Seminarleitung und Teilnehmenden, Offenheit und ein Interesse daran, wie junge Menschen die Welt sehen. Seminarleitende müssen bereit sein, Verantwortung abzugeben und die alleinige Entscheidungsgewalt zu teilen. Das ist nicht immer einfach.

Daher empfiehlt es sich, kurz in sich zu gehen und sich zu Beginn einige Fragen zu stellen:

  • Bin ich bereit, jungen Menschen zuzuhören, ihre Meinung zu berücksichtigen und sie ernst zu nehmen (auch dann, wenn ich etwas anders sehe)?
  • Interessiert es mich, was junge Menschen denken? Gelingt es mir, wertungsfrei damit umzugehen?
  • Bin ich in der Lage, Jugendlichen die Initiative zu überlassen? Komme ich damit zurecht, den Prozess nicht (vollständig) in der Hand zu haben? Gibt es etwas, was mir Sorgen macht?

 Auf dem Weg zu Partizipation

Quelle: DPJW anhand der „Stufen der Beteiligung” von Roger A. Hart

Die Illustration zeigt eines der bekanntesten Modelle für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen – die Partizipationsleiter von Roger A. Hart. Die ersten drei Stufen bedeuten keine Partizipation (Fremdbestimmung, Dekoration,  ). Sie beschreiben Situationen, in denen Jugendliche mit ihren Ansichten von Erwachsenen lediglich benutzt werden. Es handelt sich nicht um eine bewusste Teilnahme, denn die Beteiligung ist nur oberflächlich.

Die folgenden Stufen beschreiben Situationen, in denen junge Menschen auf verschiedenen Ebenen miteinbezogen werden und es zu einer Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kommt. Die Kenntnis der einzelnen Ebenen der Hart‘schen Leiter können Ihnen helfen, verschiedene Formen der Zusammenarbeit und Partizipation bei Ihren Jugendbegegnungen bewusst einzusetzen. Dabei ist mehr Partizipation nicht per se besser. Sie hängt von der Bereitschaft und der Fähigkeit auf beiden Seiten ab, etwas zusammen auf die Beine zu stellen. Oft spielen auch äußere Umstände eine Rolle.

Das Modell bietet eine Grundlage für die Reflexion und die Suche nach neuen Möglichkeiten, um junge Menschen in die Projektplanung einzubeziehen.

Im Detail geht es bei den Stufen vier bis acht um:

  • Information (4): Die Erwachsenen informieren die Jugendlichen über die Aktivitäten, bei denen sie sich engagieren können. Die Jugendlichen verstehen das Ziel des Projekts und ihre Rolle dabei. Sie wissen, worum es bei dem Projekt geht und warum es durchgeführt wird. Die Erwachsenen fällen die Entscheidungen und planen die Aktivitäten. Dies ist das Mindestmaß an Partizipation, das bei Projekten und Jugendbegegnungen gewährleistet werden sollte.
  • Beratung (5): Die Jugendlichen können sich zu den geplanten Aktivitäten äußern und wissen, wie ihre Meinung in das Projekt einfließt. Nach den Beratungen wird die Entscheidung von den Erwachsenen getroffen. Bei der Planung von internationalen Begegnungen ist es sinnvoll, sich mit den Jugendlichen über ihre Interessen und Ideen auszutauschen: Worüber würden sie sich mit den Gleichaltrigen aus den anderen Ländern gerne austauschen? Welche Ideen haben sie für die Zeit, die sie gemeinsam verbringen?
  • Gemeinsame Entscheidung (6): Die Erwachsenen initiieren das Projekt bzw. die Jugendbegegnung, Entscheidungen zum Ablauf treffen sie jedoch gemeinsam mit den Jugendlichen. Die anstehenden Schritte, wie die Wahl des Themas der Begegnung, des Veranstaltungsortes, der Arbeitsformen und möglicher Gäste, werden von allen gemeinsam geplant. Die Jugendlichen sind an der Durchführung des Projekts beteiligt.
  • Initiative und Durchführung (7): Die Jugendlichen initiieren das Projekt und führen es selbstständig durch. Auch treffen sie sämtliche wichtigen Entscheidungen. Die Erwachsenen stehen ihnen lediglich beratend zur Seite. Die Themenfindung und die Verantwortung für die Durchführung des Projekts liegen vollständig bei den Jugendlichen. Die Erwachsenen halten sich im Hintergrund und sind bereit zu helfen, wenn sie darum gebeten werden. Bei einer internationalen Begegnung lässt sich auf diese Weise Raum für Initiativen von Jugendlichen, Mini-Projekte usw. schaffen.
  • Initiative und Beratung (8): Jugendliche initiieren die Aktivitäten selbstständig und führen sie in Eigenregie durch, Entscheidungen treffen sie jedoch gemeinsam mit den Erwachsenen.

 Gemeinsame Entdeckungen

Eine internationale Jugendbegegnung ist vergleichbar mit einer mehrtägigen Gipfelbesteigung. Die gemeinsamen Aktivitäten im Geist von Partizipation sind ein großes Abenteuer, bei dem alle hinzulernen – die Jugendlichen und die Erwachsenen. Auf dem Weg können Herausforderungen auftauchen. Im Folgenden haben wir einige Anregungen für Sie zusammengestellt, die Sie auf ihrem Weg unterstützen sollen:

  • Partizipation braucht Zeit: Denken Sie bei der Projektplanung daran, dass es länger dauert, gemeinsam Entscheidungen zu fällen als allein. Genauso braucht es Zeit, um eine Beziehung zueinander aufzubauen und Vertrauen entstehen zu lassen.
  • Kommunikation ist das A und O: Sprechen und schreiben Sie so, dass die Jugendlichen wissen, was gemeint ist, und dass Sie die Verständigung mit ihnen suchen.
  • Methodenvielfalt: Wenn Sie unterschiedliche Methoden einsetzen, und die Jugendlichen sich dazu äußern können, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich aktiv einbringen. Es kann vorkommen, dass Jugendliche keine Lust haben mitzumachen, weil die vorgeschlagene Aufgabe für sie unverständlich oder uninteressant ist. Manche Teilnehmenden können ihre Meinung und Ideen schlecht in Worte fassen und es fällt ihnen möglicherweise leichter, dies mithilfe einer Zeichnung oder einem kurzen Video zu tun. Anstelle einer Diskussion können Sie auch Spiele und Übungen einbauen. Vorschläge für aktive Arbeitsmethoden gibt es in unserem Ideenfundus.
  • Sicherer Raum und Vertrauen: Die Grundlage von Partizipation sind ein sicherer Raum und Vertrauen. Manche Jugendliche sind jedoch misstrauisch, wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden. Grund dafür können schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit sein, weil z. B. die Meinung eines jungen Menschen von einem Erwachsenen übergangen wurde. Manche Menschen sind es zudem nicht gewohnt, öffentlich über Dinge zu sprechen, die sie betreffen, und fühlen sich daher unsicher oder unwohl. Einen ersten Schritt hin zu Partizipation können Sie daher machen, indem Sie eine Atmosphäre schaffen, in der Jugendliche keine Angst davor haben, ihre Meinung zu sagen. Auch Transparenz ist wichtig: Die Jugendlichen sollten wissen, warum sie gefragt werden und wie das, was sie sagen, verwendet wird. Vertrauen aufzubauen kann Zeit brauchen, aber es lohnt sich. Lassen Sie sich nicht von Misserfolgen entmutigen!
  • Die eigene Einstellung: Partizipative Methoden für die Arbeit mit Jugendgruppen können Anregungen geben, sie sind jedoch nicht alles. Entscheidend ist Ihre Einstellung und die Art, wie Sie vorgehen – und Ihre Dialogbereitschaft.

Methoden für aktive Beteiligung

Unser Ideenfundus enthält viele Methoden für die Arbeit mit Jugendlichen. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien filtern, z. B. nach Themen, Gruppengröße, Alter oder Schlagwörtern. Viel Spaß beim Stöbern!

Partizipative Lernmethoden sind zum Beispiel:

  • Brainstorming,
  • Kleingruppenarbeit (World Café, Open Space),
  • Debatten und Diskussionen,
  • Spiele und Simulationen,
  • integrative Übungen (Eisbrecher),
  • Energizer,
  • Theatermethoden, Rollenspiele,
  • konkrete Beispiele aus dem Leben (Fallstudien).